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„Ich will mehr Wissen über Holz haben“

Laurin Teichmann ist Zimmermeister und hat sich im Jahr 2020 mit der Zimmerei BundAXT in Würzburg selbständig gemacht. Er beschäftigt aktuell sechs Mitarbeiter, darunter auch Auszubildende. Weshalb er die Seminare zur Holzsortierung (März 2022) und zum Qualitätslenkungshandbuch (April 2024) besucht hat und was ihm in der Umsetzung  Schwierigkeiten bereitet, hat er uns erzählt.

Herr Teichmann, Sie haben die Seminare „Bauschnittholzsortierung: Anforderungen an statisch beanspruchtes Holz“ und "Innerbetriebliches Qualitätslenkungshandbuch" bei Dipl.-Ing. (FH) Ralf Diebold besucht. Warum?

Wir üben viele Arbeiten im Bestand und längerfristig auch in der Baudenkmalpflege aus und Bauholz vom Großsägewerk ist dabei meist nicht zu verwenden. Wir sind also darauf angewiesen, CE-zertifiziertes Holz vom Sägewerk, möglichst aus dem näheren Umkreis, zu beziehen oder selbst sortiertes Holz zu verwenden. Verstärkend war zu der Zeit, dass Holz kaum zu bekommen war. Außerdem möchte ich insgesamt auch einfach mehr Wissen über Holz haben.

Was haben Sie aus den Seminaren mitgenommen? Sind Sie jetzt Profi in Sachen Holzsortierung?

Herr Diebold hat die Seminare sehr gut geleitet und die technischen Inhalte sehr informativ herübergebracht. Ich kann jetzt eine Beurteilung des Holzes vornehmen und somit die erhaltene Ware viel besser bewerten.

Wenn das gelieferte Holz einen Stempel hat, also CE-zertifiziert ist, musste ich das bisher so hinnehmen. Jetzt kann ich mangelhafte Ware  erkennen und benennen, also beurteilen, ob das Holz den Anforderungen entspricht, für die es verkauft wird. Natürlich hat sich da vorher auch schon mein Bauchgewühl gemeldet, aber jetzt kann ich es nach den normativen Sortierkriterien bewerten.

Ich glaube, das Wissen über die Qualität und Beschaffenheit des Holzes ist insgesamt im Laufe der Zeit bei unserem Berufsstand verloren gegangen und die Seminare bieten uns die
Möglichkeit, dieses Wissen (wieder) zu erwerben. Außerdem kann ich im Bestand noch besser erkennen, ob das ein Riss ist, der mit der Zeit durch Materialversagen entstanden ist oder ob es andere Gründe gibt. Da hilft mir das Wissen aus den Seminaren sehr. Die Seminarunterlagen habe ich teilweise auch an die nicht-geschulten Mitarbeiter weitergegeben, damit auch sie wissen, wo sie vorsichtig sein müssen.

Ein Profi in Holzsortierung ist und bleibt aber ein Sägewerker, für den das Tagesgeschäft ist. Aber ich bin nun sensibilisiert für Unstimmigkeiten. Wenn ich das Sortieren des Holzes 40 Jahre gemacht habe, können wir nochmal über den Profi sprechen. Aber Stand jetzt würde ich sagen, es ist ein Grundstein
gelegt um das Wissen in der Praxis weiter zu schulen.

Welche Aspekte bereiten Ihnen in der konkreten Umsetzung Schwierigkeiten?

Ich habe mich bisher dagegen entschieden mich zertifizieren zu lassen. Ich habe die finanziellen Mittel und die Kapazitäten aktuell nicht. Für mich bedeutet die Zertifizierung
Arbeit und Kosten, die für uns derzeit noch nicht im Verhältnis stehen zur Menge an Holz, die das betrifft. Die Zertifizierung kostet ja für alle gleich viel und für uns rechnet sich das
derzeit nicht.

Ich kann das nur so machen, wie ich das aktuell mache: das Tagesgeschäft am Laufen halten, die wichtigen Gefahren an Baustellen abstellen und mich weiterbilden. Unterm Strich weiß ich jetzt, worauf es ankommt, was meine Pflicht ist. Mehr kann ich aktuell noch nicht leisten. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Situation in Zukunft verändert. Wenn sich unser Unternehmen in dem Bereich Denkmal spezialisiert und der Umsatz entsprechend steigt, ist die Zertifizierung notwendig. Aktuell stimmt für mich das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen noch nicht.

Bei so vielen Sachen im Handwerk unterliegen wir riesigen bürokratischen Anforderungen. Viele Regeln und Vorgaben wie die Gefährdungsbeurteilung sind ja sehr sinnvoll, aber
die Masse an Vorgaben ist für kleine Betriebe in der Praxis einfach nicht zu erfüllen. Wir müssen schauen, dass sich der bürokratische Aufwand so gering wie möglich hält, damit wir genug Zeit für die eigentliche Arbeit auf der Baustelle haben. Denn das ist es, was uns das Geld bringt.

Würden Sie anderen Betrieben die Teilnahme empfehlen?

Ja! Zum einen gehört es aus meiner Sicht zum essentiellen Grundwissen des Berufsbildes Zimmerer, etwas von dem Material zu verstehen, das wir verarbeiten. Durch die  Verwendung des zertifizierten Holzes ist das in der Vergangenheit in den Hintergrund gerückt oder verloren gegangen.

Zum anderen kann man so die Qualität der Ware bemängeln. Ich denke, wenn mehr Zimmereien das Holz wirklich bewerten könnten und die Großsägewerke und die dazwischen
geschalteten Händler dann öfter Probleme bei der Abnahme bekämen, hätte das einen Effekt und die Qualität würde sich wieder verbessern. Dann wären wir als Zimmerer der Sägeindustrie nicht so ausgeliefert.

Ihr Betrieb ist noch relativ jung. Wann haben Sie den Betrieb gegründet und weshalb haben Sie sich selbständig gemacht?

Ich muss sagen, dass ich eher in die Selbständigkeit reingerutscht bin. Also das hat sich so entwickelt und war nicht immer mein Plan gewesen. Im Jahr 2018 habe ich beschlossen, dass ich das machen will und bin auf die Meisterschule gegangen und 2020 habe ich mich dann selbständig gemacht.

Hauptgrund war, dass mich als Angestellter einiges gestört hat, was ich besser machen wollte. Heute als Chef kann ich vieles, was mich damals gestört hat, besser nachvollziehen. Es gibt Gründe, warum die Dinge so waren und die kenne ich heute. Ich denke die Kommunikation mit den Angestellten, damit sie die Zusammenhänge verstehen und Dinge nachvollziehen können, ist ein wichtiger Schlüssel.

Ich möchte mein Leben mit Werte-basierter Arbeit erfüllen und deshalb habe ich gegründet. Und aus diesen Leitwerten hat sich dann die Spezialisierung entwickelt, die wir jetzt eingeschlagen haben. Auf dem Weg seitdem habe ich einige Rückschläge erlebt, aber das bringt mich auch einen Schritt nach vorne. Auf den Erfahrungen kann ich aufbauen. Der Weg ist steinig, aber für die Ziele, die ich habe, lohnt es sich, den Weg weiterzugehen.

Mir ist wichtig, dass ich mit meinem Tun der Welt als Ganzes nichts schade, im Idealfall sie sogar ein Stückchen besser mache. Und das geht im Zimmererhandwerk sehr gut – Nachhaltigkeit, Klimaschutz sind hier zentrale Begriffe. Wir gestalten den Lebensraum der Menschen und erhalten historischen Bestand. Mehr Nachhaltigkeit als Bauen im Bestand geht nicht.

Aktuell habe ich als junges Unternehmen das Problem, dass ich nicht auf langjährig loyale Mitarbeiter zurückgreifen kann. Die Mitarbeiter auf dem freien Markt in einer Region mit vielen Zimmererbetrieben haben hohe Anforderungen, beispielsweise bei den Arbeitszeiten. Da habe ich keine Wahl und muss entgegenkommen. Im Augenblick haben wir sechs Mitarbeiter, auf der Baustelle sind meist so drei bis vier Leute gleichzeitig, da die Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten oder eben noch in der Ausbildung sind und auch Unterricht haben. Mittlerweile hat sich da ein System bewährt und habe ich in Sachen Übergabe etc. alles unter Kontrolle und das läuft gut.

Was ist ihr Portfolio? In welchen Bereichen sind Sie tätig?

Wir arbeiten fast nur noch im Bestand. Manchmal gehören dann auch Erweiterungen im Bestand dazu, ab und an machen wir auch mal Gartenhäuschen. Aber komplette Neubauten machen wir nicht mehr, da habe ich Lehrgeld bezahlt.

Mit der Spezialisierung auf Bauen im Bestand haben wir eine Nische rechtzeitig bespielt und unseren Platz am Markt gefunden und unser Firmenumfeld gefestigt. Da sind wir jetzt ganz gut angekommen.

Somit festigt sich ein Image und eine Klientel und das vervielfältigt sich und funktioniert. Wir haben keine Probleme damit Arbeit zu finden, wir sind bis nächsten Sommer ausgebucht und ausgelastet.

Seit wann sind Sie Innungsmitglied und weshalb haben Sie sich für eine Mitgliedschaft entschieden?

Kurz nach meiner Gründung bin ich Innungsmitglied geworden. Gründe dafür gab es für mich ein paar. Das eine ist, ich bin als Neuling am Markt in einer Region, wo es viele Zimmereien gibt. Da war es mir wichtig, die Kollegen in der Region kennenzulernen, damit ich auch weiß, wo ich mich bewege und auch das Gegenüber ein Bild von mir hatte. Ich wollte mein Umfeld kennenlernen.

Zum anderen war mir gar nicht klar, was die Innung macht, was auf Bezirksebene oder auf Landesebene passiert. Das wollte ich besser kennenlernen. Und natürlich ziehe ich daraus auch persönliche Vorteile, wie beispielsweise dass ich die Fachkurse mitbekomme und die Teilnahme günstiger ist.

Und zuletzt, und das ist der übergeordnete Grund, weshalb ich auch dabeigeblieben bin, dass die Innung eine sinnvolle Institution der Gesellschaft ist. Sie nimmt Einfluss auf die Politik und die Ausbildung,. Das ist die Interessensvertretung für meinen Beruf. Und wenn ich davon profitiere, dass Leute in der Schule ausgebildet werden, dann muss das auch bezahlt werden. Das braucht Mitglieder und Leute, die das bezahlen. Ich finde wichtig, dass es das gibt und das unterstütze ich gerne und leiste meinen Beitrag.

Mein Großvater war Vorsitzender der Elektriker-Innung und hat da viel bewirkt in Richtung Forschung, Zusammenarbeit mit anderen Ländern etc., was bei uns Zimmerern ja über Holzbau Deutschland auch passiert. Ich finde, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, bleibt der Entwicklungstand niedrig. Ich finde, wir sollten immer das Ziel haben, uns weiterzuentwickeln und etwas zu bewirken. Vielleicht kann ich eines Tages, wenn mein Betrieb wirklich etabliert ist und läuft, auf einer dieser Ebenen ein Amt übernehmen. Mir geht’s immer darum, Dinge die mir nicht so gefallen, besser zu machen. Mit dem Finger auf das zeigen, was aktuell nicht gut ist, hilft nicht. Da muss man Initiative zeigen.

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